Kokuryo Dynastie (37 – 668 n. Chr.)

Die Kokuryo-Dynastie, eines der bedeutenden Reiche der koreanischen Frühgeschichte, prägte nicht nur die politische und kulturelle Entwicklung der Region, sondern hinterließ auch eindrucksvolle Spuren in der Geschichte der Kampfkunst.

Entlang der Ufer des Flusses Aproh finden sich Grabstätten, die über 1500 Jahre alt sind. In diesen antiken Gräbern wurden Wandmalereien entdeckt, die Figuren in dynamischen Kampfhaltungen zeigen – Bewegungen, die als frühe Formen des Tang Soo Do interpretiert werden. Diese Darstellungen gelten als visuelle Zeugnisse einer tief verwurzelten Kampfkunsttradition, die bis in die Zeit der Kokuryo-Dynastie zurückreicht.

Schriftliche Aufzeichnungen über die Urheber dieser Kunstwerke existieren nicht. Dennoch lassen die bildlichen Darstellungen auf ein fundiertes Verständnis der körperlichen und geistigen Prinzipien der damaligen Kampfkunst schließen. Sie bieten wertvolle Einblicke in die historische Entwicklung und die philosophischen Grundlagen, die auch heute noch im Tang Soo Do gelebt werden.

Silla Dynastie (668 – 935 n. Chr.)

Mit der Vereinigung der koreanischen Halbinsel unter der Silla-Dynastie begann eine Ära kultureller und spiritueller Blüte. Der Buddhismus wurde zur Staatsreligion und prägte Kunst, Philosophie und auch die körperliche Ertüchtigung – insbesondere durch die Weiterentwicklung der Kampfkunst.

In zahlreichen buddhistischen Skulpturen und Tempelreliefs dieser Zeit finden sich Darstellungen von Bewegungsformen, die als Vorläufer des heutigen Tang Soo Do interpretiert werden. Diese Darstellungen zeigen nicht nur die Verbindung von Körper und Geist, sondern auch die Integration von Kampfkunst in das spirituelle Leben.

Besonders bemerkenswert ist die Verbindung zu den 13 Shaolin-Mönchen, deren Namen zwar nicht überliefert sind, die jedoch als legendäre Wegbereiter der Kampfkünste gelten. Auch die bekannten buddhistischen Meister Dal Ma Dai Sa (Bodhidharma) und Mo Ryoun Dai Sa werden in diesem Zusammenhang genannt – beide sollen nicht nur spirituelle Lehren, sondern auch körperliche Disziplinen wie Tang Soo Do praktiziert und weitergegeben haben.

Die Einflüsse aus den chinesischen Shaolin-Tempeln – insbesondere dem So Rin Tempel – sind in dieser Zeit deutlich spürbar. Tausende buddhistische Mönche und Laienanhänger studierten die Kampfkunst nicht nur zur Selbstverteidigung, sondern auch als Weg zur geistigen Erleuchtung und körperlichen Vervollkommnung.

Diese Epoche markiert einen bedeutenden Abschnitt in der Geschichte des Tang Soo Do – ein Thema, das bis heute Gegenstand historischer und kultureller Forschung ist und die tiefe Verwurzelung der Kampfkunst in der koreanischen und ostasiatischen Philosophie unterstreicht.

Koryo Dynastie (935 – 1392 n. Chr.)

Die Koryo-Dynastie, Namensgeberin des heutigen Koreas, war eine Zeit kultureller Blüte, politischer Stabilität und wachsender schriftlicher Überlieferung. Auch die Entwicklung und Verbreitung der koreanischen Kampfkunst Tang Soo Do ist eng mit dieser Epoche verbunden.

Erstmals finden sich in dieser Zeit umfangreiche schriftliche Quellen, die die Bedeutung und Popularität der Kampfkunst dokumentieren. Besonders hervorzuheben sind zwei historische Werke:

  • Die 18 Bände der alten Geschichte von Ko Ryu, die detaillierte Einblicke in die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung jener Zeit geben – einschließlich der Rolle der Kampfkunst.
  • Die 14 Bände von Yul Chun, die belegen, wie weit verbreitet und geschätzt Tang Soo Do bereits vor über 800 Jahren war.

Diese Schriften zeigen, dass Tang Soo Do nicht nur als Mittel zur Selbstverteidigung, sondern auch als Ausdruck geistiger Disziplin, körperlicher Schulung und kultureller Identität verstanden wurde. Die Koryo-Dynastie legte damit einen wichtigen Grundstein für die systematische Weitergabe und Verankerung der Kampfkunst in der koreanischen Gesellschaft.

Yi Dynastie (1392 – 1907 n. Chr.)

Die Yi-Dynastie, auch als Joseon-Dynastie bekannt, war eine prägende Epoche der koreanischen Geschichte, in der sich Kultur, Wissenschaft und Philosophie stark entwickelten. Auch die Kampfkunst Tang Soo Do fand in dieser Zeit Anerkennung und Weiterentwicklung.

Laut dem 32. Teil des historischen Werkes Tae Jong Sil Rok wurde König Sang Wang im Juli des Byon Sin-Jahres (vor etwa 500 Jahren) geboren. Der König war von einer großen Gefolgschaft umgeben und zeigte besonderes Interesse an militärischen Präsentationen – insbesondere an Vorführungen von Tang Soo Do durch seine Soldaten. Auch andere historische Quellen belegen, dass Tang Soo Do während der Yi-Dynastie aktiv praktiziert und geschätzt wurde.

Das Training variierte stark je nach Region, Stilrichtung und Zeitabschnitt. Diese Vielfalt trug zur Entwicklung einer facettenreichen Kampfkunst bei, die sich stets an die lokalen Gegebenheiten und Bedürfnisse anpasste.

Gegen Ende der Dynastie entstand eine neue Form des Kampfes: Tae Kyun, eine Technik, die sich ausschließlich auf Fußtechniken konzentrierte. Obwohl Tae Kyun nicht mit dem heutigen Taekwondo verwandt ist, wird sie bis heute von einigen älteren Praktizierenden in Korea ausgeübt. Aufgrund fehlender mentaler Disziplin und ihrer Nutzung im Straßenkampf wurde Tae Kyun jedoch nie als vollwertige Kampfkunst anerkannt. Dennoch flossen ihre Techniken später in das moderne Tang Soo Do ein und bereicherten dessen Stilvielfalt.

Die traditionellen koreanischen Kampfkünste wurden bis zum Ende der Yi-Dynastie praktiziert und auch während der japanischen Besatzung weiter studiert – bis 1945. In diesem Jahr gründete Großmeister Hwang Kee die Moo Duk Kwan-Schule und legte damit den Grundstein für das moderne Tang Soo Do. Am 30. Juni 1960 wurde Tang Soo Do offiziell von der koreanischen Regierung als traditionelle koreanische Kampfkunst anerkannt und mit der Soo Bahk Do Association verbunden.

Diese Entwicklung zeigt eindrucksvoll, wie tief verwurzelt und lebendig die Geschichte des Tang Soo Do ist – eine Kunst, die über Jahrhunderte hinweg gewachsen und bis heute lebendig geblieben ist.